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AutorenbildLaura Longoni

Farben als Sprache der Gefühle: Farbharmonien, Farbkontraste und die Auswahl an Farbpaletten

Aktualisiert: 23. Juni

Neben der wissenschaftlichen Definition von Farbe gibt es zwei weitere Aspekte von Farben, auf die wir uns täglich verlassen: den psychologischen und den kommunikativen Aspekt, d.h. wie Farben unsere Seele berühen können und wie wir dadurch unsere Emotionen mittels der Wahl von bestimmten Farbkontrasten, Farbharmonien, Farbpaletten mitteilen können.


In diesem Beitrag werde ich beide Aspekte kurz erläutern und einen Blick auf die Art und Weise werfen, wie man Farbpaletten ausgehend vom Farbkreis auswählen kann.


Die Psychologie der Farbe

Die Farbpsychologie bezieht sich auf die Art und Weise, wie Farben unser Verhalten oder unsere Wahrnehmung der Realität beeinflussen können. Seit unserer Kindheit werden wir instinktiv dazu gebracht, eine Farbe mit einem bestimmten Konzept zu assoziieren. Gelb ist zum Beispiel die Farbe der Sonne, der Wärme oder des Sommers, Rot ist die Farbe der Liebe, des Feuers, der Wut, Blau die des Himmels, des Meeres, des Wassers, der Kälte, Grün die der Natur und der Ruhe usw. Aber warum ist das so? Weil jede Farbe in unserem Kopf unbewusst mit einem bestimmten emotionalen Zustand verbunden ist, der manchmal mit unseren guten oder schlechten Lebenserfahrungen im Zusammenhang mit den Farben zusammenhängt.

In engem Zusammenhang mit diesem Aspekt steht die kommunikative Kraft der Farben: Farben sind wie ein Code, der, sobald er entschlüsselt ist, einen neuen Weg zur Kommunikation mit der Seele eröffnet, indem man einfach zwei oder mehr Farbtöne auf einer Fläche zusammensetzt. Und das Beste daran ist, dass es elementar, unmittelbar und natürlich ist.


Der kommunikative Aspekt: Farben als Buchstaben der Kunstsprache

Wie ich in meinem ersten Beitrag über die Bedeutung von Kunst geschrieben habe, bin ich der Meinung, dass Kunst eine Sprache ist und Farben die Buchstaben sind, die, in Farbschemata (Harmonien und Kontraste) kombiniert, von kreativen Menschen verwendet werden, um das auszudrücken, was sie nicht in Worten erklären können. Es ist nicht so, dass Künstler bestimmte Farbkombinationen in ihren Gemälden verwenden, um einen bestimmten emotionalen Zustand zu vermitteln. Durch die Farben kann der Künstler seine Botschaft vermitteln und uns Aspekte seiner Seele oder der Umwelt, in der wir leben, zeigen, die sonst verborgen wären.

Diese Kommunikationskraft der Farben wird in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens genutzt: vom Marketing (durch die Wahl einer bestimmten Farbe für eine Verpackung oder ein Firmenlogo) über die Psychologie, die Mode, die Innenarchitektur (durch die Wahl einer bestimmten Farbpalette, um eine bestimmte Atmosphäre in einem Raum zu schaffen) usw. Oft spiegelt sogar unsere alltägliche persönliche Wahl der Farbe, die wir zu einem bestimmten Anlass tragen wollen, unseren Gemütszustand wider.


Grundlagen der Farbpaletten: Farbharmonien und Farbkontraste

So wie ein Musiker die sieben Töne in einer bestimmten Kombination verwendet, um eine Harmonie zu schaffen, so verwendet der Künstler die sieben Farben, um seine eigene Farbharmonie auf die Leinwand zu malen, um seinen Gefühlen und seiner Sicht der Realität, in der er lebt, Ausdruck zu verleihen.

Die Farbpalette wird, ähnlich wie ein Lied, zum wichtigsten Instrument des Künstlers, um das Herz und den Geist des Betrachters zu berühren, mit ihm zu sprechen oder seine Aufmerksamkeit zu erregen: Will der Künstler dem Betrachter ein Gefühl von Wärme vermitteln, dann wird er wahrscheinlich eine Palette mit warmen Farben wie Gelb, Rot, Orange wählen; will der Künstler dagegen ein Gefühl von Frische vermitteln, wird er blaue oder kalte Töne bevorzugen.

 

Wie kann ein Künstler eine Farbpalette auswählen?

Der Ausgangspunkt für die Erstellung einer Farbpalette ist der Farbkreis. Nach der Wahl einer Grundfarbe (Primär-, Sekundär-, Tertiärfarbe) und unter Berücksichtigung der Begriffe Farbtemperatur, Farbsättigung und Farbwert kann der Künstler für seine Farbpaletten, Farbharmonien und Farbkontraste wählen, je nachdem, welche künstlerische Absicht er verfolgt.

Wenn er zum Beispiel ein Gefühl von Dramatik, eine starke Wirkung oder Aufmerksamkeit vermitteln will, sind Farbkontraste mit hohem Sättigungsgrad besser geeignet als Farbharmonien, die eher den Eindruck von Kohärenz, Konsistenz und Harmonie vermitteln.


Farbharmonien

Unter "Farbharmonien" versteht man Farbkombinationen, die ästhetisch gut zusammenpassen. Oft sind Farbharmonien der Ausgangspunkt für die Erstellung einer Farbpalette.


Auf der Grundlage des Farbkreises gibt es sieben mögliche Farbharmonien:


Monochromatische Harmonie

Verwendung eines einzigen Farbtons und seiner mehr oder weniger entsättigten hellen und dunklen Töne.


Monotone Harmonie

Verwenden Sie eine neutrale Farbe wie Schwarz oder Weiß mit all ihren verschiedenen Tönen. Das resultierende Bild wird eine elegante und klassische Atmosphäre haben.


Analogfarben

Analoge Farben sind Farben, die auf dem Farbkreis nebeneinander liegen. Zum Beispiel Blau-Violett, Blau, Cyan oder Gelb-Grün, Grün und Cyan. Da die Farben nebeneinander liegen, entsteht ein Bild, das ein Gefühl von Harmonie, Konsistenz und Kohärenz vermittelt.



Analogous Colours


Komplementärfarben

Zwei Farben sind komplementär, wenn sie sich auf dem Farbkreis gegenüberliegen. Zum Beispiel Gelb und Violett, Blau und Orange, Rot und Grün. Wenn miteinander angemischt, neigen die Komplementärfarben dazu, sich zueinander zu neutralisieren. Dies ist die stärkste der Farbharmonien. Diese Farben verstärken sich gegenseitig und können, wenn sie in unterschiedlichen Mengen in einem Bild verwendet werden, den Betrachter dazu bringen, sich auf ein bestimmtes Detail eines Bildes zu konzentrieren.



Complementary Colours


Geteiltes Komplementärfarben

Ähnlich wie Komplementärfarben, jedoch mit dem Unterschied, dass eine der beiden Farben durch die beiden Entsprechungen auf dem Farbkreis ersetzt wird. Zum Beispiel Grün, Orange und Rot-Violett. In diesem Fall wird die Hauptfarbe durch die beiden anderen Farben auf sanfte und harmonische Weise hervorgehoben.



Split-Complementary


Farb-Dreiklang (Dreieckig) Harmonie

Drei Farben befinden sich in einer triadischen Harmonie, wenn zwischen ihnen auf dem Farbkreis eine Dreiecksbeziehung hergestellt werden kann. Zum Beispiel Gelb, Grün und Rot-Violett.


Triadic Colours



Quadratische Harmonie

Vier Farben bilden eine quadratische Harmonie, wenn zwischen ihnen auf dem Farbkreis eine quadratische Beziehung hergestellt werden kann. Zum Beispiel gelb-orange, rot, blau-violett, blau-grün.


Square Colours


Rechteckige (oder tetradische) Harmonie

Vier Farben bilden eine tetradische Harmonie, wenn zwischen ihnen auf dem Farbkreis eine rechteckige Beziehung hergestellt werden kann. Zum Beispiel Gelb, Rot, Violett, Grün.




Tetradic Colours


Farbkontraste

Zum Schluss und zusätzlich zur Farbharmonie sollte man auf die Farbkontraste hingehen, um Ausdrücksstärke zu unseren Werken zu verleihen.


Was ist ein Farbkontrast?

Ein Farbkontrast ist das Ergebnis des Zusammenspiels zwei oder meheren Farben. Ausgehend von dem Itten-Farbkreis existieren sieben Farbkontrasten:


Der Farb-an-sich-Kontrast

Dieser Kontrast entsteht, wenn 2 odere mehreren reine Farben (mit hoher Farbsättigung) zusammen verwendet werden. Der stärkste Kontrast wird durch die Grundfarben oder Schwarz und Weiß erzeugt.


Der Hell-Dunkel-Kontrast

Dieser Kontrast entsteht durch das Zusammenspiel von dunklen und hellen Farben, aus unterschiedlichen Farbtonen, sodass die Farben am Ende kräftiger werden. Ein typisches Beispiel ist die Verwendung von Weiß, Grau und Schwarz.


Der Kalt-Warm-Kontrast

Dieser Kontrast ist das Hauptinstrument der Farbperspektive und bezieht sich darauf, wie wir die Farben auf Grund der Farbtemperatur wahrnehmen. Wie bereits geschrieben, haben Farben sowohl warme und kalte Töne und dieser Temperaturunterschied kann ausgenutzt werden, um Gegensätze auszumalen oder Entfernungen in Landschaftsgemälde darzustellen: kalte Töne sind often für weit weg Hintergrunde bestimmt; warme Töne dagegen für Vordergrunde bestimmt.


Der Qualitätkontrast

Der Qualitätskontrast wird durch die gleichzeitige Verwendung von einem starken und reinen Farbton und seiner Tönung, Schattierung oder mit Braun angemischter Version erreicht. Besipiele dafür sind Kombinationen von Rot, Rosa (Rot+Weiß), Dunkelrot (Rot+Schwarz) oder Blau, Pastellblau (Blau+Weiß), Dunkelblau (Blau+Schwarz).



Examples for qualitative contrasts


Der Quantitätkontrast

Der Quantitätskontrast bezieht sich auf die Größe der Farbflächen, welche gegeneinander gestellt werden. D.h. hat man zwei Farbfläche, einmal Blau und einmal Gelb, wirken sie in Abhängigkeit der entsprechenden Größe unterschiedlich aus. Da jede Farbe ihre eigene Helligkeit hat und eine Farbe mehr oder weniger leuchten kann als eine andere, können wir unterschiedliche Effekte erzielen, je nachdem, wie viel von jeder Farbe verwendet und nebeneinander gestellt wird.



Examples for quantitative contrasts

Der Komplementär-Kontrast

Das ist ein ausgewögener Kontrast bestehend grundsärtlich aus der Interaktion von Primär- und Sekundärfarben bzw. Primärfarben mit den jeweiligen Komplemetärfarbe. Er erreicht sich, indem man Paaren von Komplämentärfarben nutzt (Gelb+Violett, Rot+Grün, Blau+Orange). Wenn man zwei Komplementärfarben zusammenbringt, kann man den stärksten Kontrast erzielen, und das entstehende Bild vermittelt ein Gefühl von Ausgewogenheit, Festigkeit und Statik, da die Komplementärfarben alle Farben des Farbkreises enthalten.


Examples for complementary contrasts


Der Simultankontrast

In dem Simultankontrast erreicht man ein harmonisches und lebendiges Farbenspiel, indem man Paaren von Nicht-Komplementärfarben zusammensetzt. In diesem Fall neigen unsere Augen dazu, nach der Komplementärfarbe jeder Farbe im Bild zu suchen, was die Art und Weise, wie wir das Bild in seiner Gesamtheit wahrnehmen, verändert und seine Kommunikationskraft erhöht.


Examples for simultaneous contrasts

Andere Instrumente zur Erstellung einer Farbpalette

In der digitalen Welt gibt es heute auch verschiedene Möglichkeiten, sich bei der Erstellung einer eigenen Farbpalette inspirieren zu lassen:



Schlussworte

Wie wir gesehen haben, ist das Konzept der Farbe nicht nur eine wissenschaftliche Tatsache. Vielmehr ist eine Farbe ein elementarer Bestandteil einer Sprache, die uns  mehr vermitteln kann, als wir es mit Worten ausdrücken könnten: durch die richtige Auswahl von Farbkontrasten, Farbharmonien, Farbpaletten werden nähmlich die tiefsten und unbekannten Teile unserer Seele berührt.


Ich hoffe, dass Ihr mehr Inspiration für Eure zukünftigen kreativen Arbeiten durch diesen Beitrag finden werdet.


Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Euch der Beitrag gefällt, hinterlasst ein Like, einen Kommentar und vergesst nicht, meinem Blog, meinem Instagram und meinen Threads zu folgen sowie die Inhalte auf Euren sozialen Medien zu teilen.


Ich wünsche Euch einen kreativen und tollen Tag.


Laura

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