Eine der schlimmsten Überraschungen beim Acrylgießen besteht darin, dass unsere Farben wegen der Bewegungen unserer Leinwand zu viel miteinander vermischen und stumpf, schmutzig bzw. glanzlos werden.
Warum werden Farben stumpf durch Acrylpouring?
Der Grund dafür ist, dass man die Farben beim Pouring bewegt werden, bis die Leinwand komplett gedeckt wird. Bei deisem Verfahren mischen sich die Farben miteinander und, wenn sie komplementär sind, neigen sie dazu, miteinander zu neutralisieren, und am Ende kommt eine glanzlose braunisch e Farbe raus.
Unten wirst du einige Schlüsselkonzepte aus der Farbenlehre finden, welche diesen Prozess besser erklären.
Grundkonzepte aus der Farblehre
Transparenz bzw. Deckkraft der Farbe
Wie bereits in einem anderen Beitrag erklärt, haben nicht alle Farben die gleichen Deckkraft. Sie können deckend, halbdeckend, halbtransparent und transparent sein. Während die deckenden Farben sich besser für das Acrylpouring eignen, da sie nach dem Trocknen ihrer Kraft behalten, sind halb- und transparente Farben ein bisschen schwieriger zu verwenden, da sie andere untere Farben nach dem Trocknen durchsehen lassen und sich leichter mit anderen Farben vermischen. Das heißt, wenn man zum Beispiel einen transparenten Grün auf einem deckenden Rot hat, könnte die Kombination der Farbe braunisch und glanzlos aussehen.
Interaktion von Komplementärfarben
Neben den Begriffen Transparenz vs. Deckkraft und Farbstärke spielt die Interaktion von Komplementärfarben bei der Auswahl unserer Farben eine wichtige Rolle.
Per Definition sind Komplementärfarben Paare von Farben, die sich auf dem Farbkreis gegenüberliegen (z. B. Violet/Gelb, Rot/Grün, Blau/Orange).
Aus diesem Grund bilden sie einen stärkeren Kontrast zueinander als jede andere Farbe und lassen sich, wenn sie nebeneinander gestellt werden, gegenseitig heller erscheinen. Leider neigen Komplementärfarben, wenn sie zusammen gemischt werden, dazu, sich gegenseitig zu neutralisieren, wodurch trübe Farben entstehen (graue oder braune Töne mit einer Tendenz zu Schwarz oder Weiß), und wenn das passiert, verlieren Ihre Werke an Helligkeit.
Um zu sehen, ob unsere Farben miteinander komplementär sind, kann man entwerder die Position der enthaltenen Pigmente auf dem Farbrad nach B. McAvoy oder der Farben an sich auf dem Farbrad eines Farbmischungsmodells nachschauen.
Relative vs absolute Farbe
Erstere sind die Farben, wie Du sie siehst/empfindest, letztere sind die Farben, wie sie sind. Relative Farben sind interessant, weil man sie je nach dem Wert und der Intensität der Farben, die man daneben stellt, heller oder dunkler wahrnehmen kann. (Siehe auch Quick Tip 254 - Relative Color by Dianne Mize “In The Studio Art Instruction” )
Farbverzerrung (Bias) und Farbtemperatur (warme vs kalte Farbtone)
Unter dem Begriff "Farbverzerrung" ist die Tendenz beschrieben, dass eine Farbe zu einer Primär- , Sekundär- oder anderen Farbe auf dem Farbkreis (z. B. ein rötliches Violett oder ein grünliches Blau) neigt.
In diesem Zusammenhang muss man auch an das Konzept von der Farbtemperatur denken, d.h. wie wir eine Farbe in Bezug auf ihre Temperatur (warm / eher gelblich/rötlich - kalt / eher bläulich) wahrnehmen.
In der Regel gibt es für jede Farbe eine warme und eine kalte Version und, um die sauberen Mischergebnisse zu erhalten, sollte man Farben mit der gleichen Temperatur mitaeinander kombinieren. Vermischt man dagegen kalte und warme Tone miteinander (zum Beispiel eine kalte Blau mit einem warmen Rot), erhält man für die resultierende Farbe manchmal einen neutralen Ton erhalten (in unserem Beispiel ein grauisch Dunkelviolet).
Die Kenntnis der Farbverschiebung kann sehr wichtig sein, wenn es darum geht, leuchtende oder trübe Farben zu erzeugen. (Siehe auch das Tutorial von Livia Dias Studio und das Tutorial von Dianne Mize “In The Studio Art Instruction” ).
In dem folgenden Absatz werde ich einige Strategien auflisten, die bei Vermeidung von stumpfen Farben durch Acrylpouring helfen können.
Strategien zur Vermeidung von stumpfen (muddy) Farben durch Acrylpouring
1) Verwende eine oder mehrere Primärfarben zwischen den beiden Komplementärfarben als Zwischenfarben:
Z.B.: Rot - Gelb - Grün
Z.B.: Violett - Blau - Grün - Gelb
z.B.: Blau - Rot - Orange - Gelb
z.B.: Gelb - Grün - Blau
z.B.: Orange - Rot - Magenta
2) Mache transparente oder halbtransparenten Farben dicker oder mit einer sehr geringen Menge an Titanweiß mischen
Wenn transparente Farben dicker sind oder einen kleinen Anteil an Titanweiß enthalten, verbessert sich ihre Deckkraft und sie könnten wie normale deckende Farben verwandt werden.
3) Füge eine weiße Schicht zwischen den Komplementärfarben als Abgrenzung ein.
4) Wechsele helle und dunkle Farbtöne ab, um größere Kontraste zu erzielen.
Z.B.: Türkis Pastell / Türkis / Blau Pastellblau / Dunkelblau / Violett / Dunkelviolett
5) Verwende zueinander analoge Farben, die sich im gleichen Bereich des Farbkreises befinden, um harmonischere Ergebnisse zu erzielen
z.B.: Rot / Orange / Gelb
Z.B.: Gelb / Grün / Blau
z.B.: Rot / Magenta / Blaue Töne
z.B.: Rot / Magenta / Violett-Töne
z.B.: Grün / Türkis / Blautöne
z.B.: Grün / Türkis / Violett-Töne / Magenta
Schlussfolgerungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Helligkeit unserer Bilder von verschiedenen Faktoren abhängt, wie z. B. der Farbtemperatur, der Farbverzerrung und den elementaren Regeln der Farbtheorie für die Mischung.
Ich hoffe, Dir mit diesen Tipps dabei geholfen zu haben, die Farbauswahl für deine Bilder zu verbessern. Lass mich in den Kommentaren wissen, ob es hilfreich war und/oder ob Du eine andere Strategie gefunden hast, schlammige Farben zu vermeiden.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Dir der Beitrag gefällt, hinterlässt ein Like, einen Kommentar und vergiss nicht, meinem Blog und Instagram zu folgen und den Inhalt auf deinen sozialen Medien zu teilen.
Ich wünsche Dir einen farbenfrohen und kreativen Tag!
Laura
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